Fingerbrüche

Fingerbrüche (Frakturen) können bei ungünstigem Behandlungsverlauf zu ganz erheblichen Funktionsstörungen und langdauernden Beschwerden führen. Bei einem Knochenbruch am Finger bricht in der Tat nur ein relativ kleiner Knochen. Verglichen mit dem Bruch eines großen Bein- oder Armknochens verliert der Körper auch relativ wenig Blut. Der Allgemeinzustand des Verletzten ist wenig beeinträchtigt. Dadurch kann die Fingerfraktur leicht in ihren Problemen unterschätzt werden.

Für die Behandlung Fingerfrakturen existiert eine Vielzahl konservativer und operativer Konzepte. Jedoch muss die Frakturbehandlung an den Fingern darauf abzielen, deren komplexe funktionelle Anatomie und Funktion zu berücksichtigen und eine größtmögliche Weichteilschonung zu erreichen.


Ursachen

Die Ursachen für Frakturen im Bereich der Finger sind vielfältig. Hier spielen mechanische Krafteinwirkungen von außen eine große Rolle. Zu einem Fingerbruch kann es außerdem infolge von Verrenkungen kommen, die an den Fingergelenken auftreten. So entsteht ein Fingerbruch beispielsweise häufig in Form einer Sportverletzung. Bei Ballsportarten besteht unter anderem das Risiko, aufgrund eines Aufpralls des Balls einen Fingerbruch zu erleiden. Auch bei einem Zusammenstoß mit einem gegnerischen Spieler kann es zu einem Fingerbruch kommen. Darüber hinaus können Stürze, die mit der Hand abgefangen werden, zu einem Fingerbruch führen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn ein Finger beim Fallen seitlich oder nach hinten abgespreizt wird.


Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt sowohl klinisch (Schwellung, abnormale Beweglichkeit, Krepitation, Bewegungsschmerzen, Achsenabweichungen, Rotationsfehlstellungen, etc.) als auch mit Hilfe der Röntgendiagnostik. Hier werden in der Regel Aufnahmen in 2 Ebenen durchgeführt. Um Überlagerungen auszuschließen, empfiehlt es sich, jeden Finger einzeln aufzunehmen. Kleinere knöcherne Absprengungen stellen sich manchmal nur auf einer 3. schrägen Ebene dar, weshalb ggf. diese Zusatzaufnahme durchgeführt werden sollte.

Bild: Klinische und radiologische Zeichen einer Fingerfraktur
Klinische und radiologische Zeichen einer Fingerfraktur

Konservative und operative Therapiemöglichkeiten

Prinzipiell gibt es bei Fingerbrüchen zwei Behandlungswege: die konservative Therapie, d.h. eine Behandlung ohne Operation und die operative Behandlung.

Das Hauptziel der Therapie sollte jedoch in jedem Fall die Wiederherstellung der Funktion sein. Die Schonung der Weichteile und insbesondere des Sehnengleitgewebes muss gegenüber einer anatomischen Rekonstruktion und absoluten Stabilität abgewogen werden. Besondere Bedeutung im Rahmen der anzustrebenden funktionellen Nachbehandlung hat die Mitarbeit des Patienten. Die Behandlung von Fingerfrakturen erfordert daher stets eine individuelle Indikationsstellung unter Berücksichtigung aller verletzungs- und patientenspezifischen Faktoren.


Viele Fingerbrüche heilen unter konservativer, gut und mit zufrieden stellender Funktion aus. Ob eine solche Behandlung infrage kommt, kann z.B. anhand des Röntgenbildes analysiert werden.

Ein wenig verschobener Bruch ohne wesentliche Gelenkbeteiligung kann ohne Probleme konservativ behandelt werden. Ziel der Behandlung ist eine Ausheilung des Bruches in möglichst natürlicher und anatomischer Stellung.

Brüche die verschoben sind, können in entsprechender Betäubung eingerichtet (reponiert) werden. In der Regel werden solche Brüche durch Zug am Finger reponiert.

Je nach Bruchform ist die Nachbehandlung entweder frühfunktionell möglich oder es ist eine Ruhigstellung erforderlich. Insbesondere ist auf die korrekte Position der Fingergelenke zu achten.

Bild: Unterschiedliche Fingerschienen zur konservativen Therapie von Fingerfrakturen
Unterschiedliche Fingerschienen zur konservativen Therapie von Fingerfrakturen

Ist eine Fingerfraktur stark verschoben, instabil oder mit Gelenkbeteiligung, so würde nach Heilung des Bruches das Gelenk durch die Unebenheit verschleißen und es könnte eine Arthrose entstehen. Hier ist das Risiko der Operation sicherlich das kleinere Problem. In diesen Fällen ist eine möglichst exakte Wiederherstellung der Gelenksfläche notwendig.

Bei den meisten Versorgungen von Fingerfrakturen wird eine so genannte übungsstabile Osteosynthese angestrebt, damit können die Nachteile der operativen Versorgung weit gehend vermieden werden.

Zur Stabilisierung von Frakturen mit Metallimplantaten sind für die Finger sehr kleine Implantate entwickelt worden, die wenig bei der Bewegung behindern. Prinzipiell gibt es die Möglichkeit der Osteosynthese mittels Drähten, Metallplatten, Schrauben oder einem äußeren Spanner.

Sehr wichtig bei der operativen Versorgung der Fingerbrüche ist, darauf zu achten dass durch die Osteosynthese kein Drehfehler entsteht. Dieser würde sich später beim Faustschluss in einer Überkreuzung oder Unterkreuzung der anderen Finger bemerkbar machen und müsste in der Regel operativ durch eine so genannte Derotations-Osteotomie korrigiert werden.

Drähte müssen in der Regel entfernt werden, wenn der Bruch verheilt ist. Die Schrauben und Platten bestehen in der Regel aus Titan und sind sehr grazil und behindern dadurch die Funktion der Finger kaum. Wenn alle Schrauben korrekt liegen und nicht gelockert sind können Titanschrauben und Titanplatten heute auch meistens belassen werden.

Die operative Behandlung kann aber auch Nachteile hervorrufen. Durch den operativen Zugangsweg können Verwachsungen der Sehnen oder Gelenke entstehen.

Bild: Beispiele für operative Versorgungen von Fingerfrakturen
Beispiele für operative Versorgungen von Fingerfrakturen